Hallo, ich bin Melanie, 180kg schwer, und ich lebe mit Adipositas.
Solange ich denken kann werde ich wegen meinem Gewicht angegangen. Als Kind war ich kräftig aber aktiv und wanderte jedes Wochenende. Ich mochte es nie, aber das war meine Zeit mit meinem Vater, die ich für mich hatte. Irgendwann war das uncool und ein neuer Sport musste her. Fußball, das machte mir viel Spaß. Ich wurde gefördert, bis mein Gewicht ihren Tribut forderte. Meine Bänder und Gelenke machten die Dauerbelastung nicht so mit und man riet mir in den 90ern, keinen Sport mehr zu machen.
Ich hatte einen körperlich anstrengenden Beruf und war ständig auf den Beinen. Bis ich auch hier das körperliche „Aus“ bekam. Zu Dick- zu… Ich bin seit 7 Jahren in Rente, was für mich ein Weltuntergang war. Den es bedeutete: nichts wert zu sein- das dachte ich.
Wenn ich meine Gewichtskurve aufzeichnen würde, würden Sie denken: Sie plant eine Achterbahn zu bauen. Ich selbst fühle mich manchmal wie in einem „Dicker Vogel in einem Käfig“. Ich schaue hinaus und sehe das Leben, von dem ich viel lieber ein Teil wäre, aber wie? Gehe ich mit 180 kg auf die Straße, passiert es immer wieder mal, dass ich von fremden angesprochen werde, beschimpft werde: ich soll weniger fressen und mich mehr bewegen, dann wäre ich nicht so!
Wie bin ich denn? Ich bin doch ein Mensch wie jeder andere auch, ich habe nur eine Krankheit die multifaktorell und chronisch ist und oft weiß mein gegenüber diese Fakten nicht. Ich bestreite meinen Alltag, ich bewege mich so wie es mir meine Krankheit erlaubt. Mal mehr mal weniger. Ich lebe mit Adipositas, mit schmerzen im Körper durch die Belastung und schmerzen auf der Seele durch die Vorurteile.
Ich trage ca. 100 kg mehr als der normale Durchschnitts-Deutsche, dass sind 2 Säcke Zement a 50 kg die ich bewege, bei jedem Schritt den ich mache.
Mein Schrittziel – sagt die App – sind bei meinem Gewicht 6000 Schritte.
Heute begann ich den March4Obesity
Mein Alltag bestand darin, zum Physio-Studio zu gehen, einzukaufen, zur Bank zu laufen und meinem Alltag zu erledigen.
Meine App im Handy sagt mir:
2124 Schritte
Happy? Nein – es ist irgendwas zwischen Wut, Frust und Realismus. Dies ist mein Alltag mit Adipositas, aber ich gebe nicht auf. Ich bleibe mobil, ich möchte nicht in dem „Käfig“, ich möchte ein Teil der Gesellschaft sein. Ich möchte respektiert und akzeptiert werden, mit all meinen Krankheiten, die ich durch meinen Alltag trage und eine faire Chance in unserer Gesellschaft bekommen.
Ich bin Bewegungs-Botschafter, weil ich sie einladen möchte ein Teil einer „Umdenk-Bewegung“ zu werden.
Ich spende meine Schritte, die ich heute gelaufen bin um die Bewegung in Gang zu bringen und wir beginnen heute mit der Etappe von Berlin nach Kassel.
Warum? Weil beide Städte für die Anerkennung von Adipositas als Krankheit eine besondere Bedeutung haben!
2003 hat das Bundessozialgericht in Kassel in einem Grundsatzurteil Adipositas als Krankheit anerkannt und am 3. Juli 2020 wurde vom Deutschen Bundestag in Berlin der Start einer Nationalen Diabetes-Strategie beschlossen, bei der Adipositas nicht nur als Ursache für Diabetes benannt, sondern auch als eigenständige Krankheit anerkannt wurde. (mehr erfahrt Ihr unter: Etappenziele)
17 Jahre ist eine lange Zeit! Es muss sich was ändern, finden Sie nicht auch?
Wenn Sie das jetzt denken, freue ich mich, denn sie haben angefangen, mit umzudenken und vielleicht laufen sie morgen ja mit mir virtuell ein Stück mit.
Teilen Sie mir/uns ihre Gedanken mit.
Spenden sie Ihre gelaufenen Schritte und posten in Ihren Netzwerken?
Unter #BewegungBotschafter und #March4Obesity und teilen wir unsere Gedanken und die Geschichten hinter den Schritten miteinander.
Gemeinsam ans Ziel: Umdenken bei Adipositas und einmal um die Welt laufen.
Ich lief heute die ersten 1,51 km …